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Die Modelle finden sich als "Auftragsmodelle" von
selbst. Jemand kommt und möchte sich portraitieren lassen.
Diese Arbeit ist besonders schwer und anspruchsvoll: man
ist selber nicht an der Auswahl des Modells beteiligt.
"Fremde" Gesichtszüge müssen durchschaut,
geklärt, auch überwunden werden, bis sie sich,
als seien es
"eigene" Züge, übersetzt im Bildnis wiederfinden.
Harmonischer geht es dagegen beim selbst gesuchten
"Wunschmodell" zu: Hier ist Vieles schon geklärt,
wenn die Leinwand noch weiß ist.
Im Übrigen: Ausgefallen, apart, schön, häßlich
- bei genauem Hinsehen verlieren sich die Unterschiede.
Arbeitsgemeinschaft:
Wie sind die Bildnisse von Ina Seidel und Annette Kolb entstanden?
Merck:
Mit Frau Annette Kolb wohnte ich lange Zeit im gleichen Haus.
Wir sind uns also nicht fremd gewesen und haben gelegentlich
gerne ein paar Worte miteinander gesprochen.
Trotzdem hinderte mich ihr hohes Ansehen, ihre "Berühmtheit"
daran, sie unbefangen zu bitten, sich für eine Portraitierung
zur Verfügung zu stellen. Einmal habe ich dann Mut gefaßt,
und Annette Kolb sagte bereitwillig zu, mich zu besuchen.
Der Tag kam und ihr Besuch wurde Wirklichkeit.
Während unserer Arbeit hörte sie auf die Musik
einer Schallplatte, die ich für uns aufgelegt hatte.
So zügig ich auch arbeitete, "Fräulein Kolb" -
so wollte sie immer angeredet werden - wurde müde und
es bereitete mir Mühe, sie wieder gerade auf den Stuhl
zu setzen. Sie war über neunzig Jahre alt! - Für
das fertige Portrait dankte Annette Kolb mir mit ihrem Buch "Mozart";
sie hatte eigens eine Widmung hineingeschrieben. >> weiter
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