|
und Relief - sind mir die hier gebotenen Übungen
und Korrekturen im Zeichnen sehr zustatten gekommen. Während
dieser Zeit des ersten Weltkriegs fanden sich Soldaten aus
dem Lazarett ein, die sich in ihrer Freizeit als Portraitmodell
zur Verfügung stellten.
Auf
einer Reise nach München
lernte ich, zusammen mit meiner Mutter, die Bildhauerin Jenny
von Bary kennen. Der stattliche Haarknoten, den ich als Mädchen
trug, hatte es ihr offensichtlich sehr angetan. Ihren Wunsch
mich zu modellieren konnte ich ihr aber erst erfüllen,
als ich einundzwanzig Jahre alt geworden war und von meiner
Mutter die Erlaubnis erhielt, für längere Zeit
in die Großstadt zu reisen.
In München, wo man
sich als Künstler
die Modelle auf dem Modellmarkt aussuchen konnte, arbeitete
ich zunächst in dem Atelier von Frau von Bary. Später
unterrichtete mich der Bildhauer Prof. Bermann, dessen Korrekturen
besonders sorgfältig und ohne Rücksicht auf die
Zeitdauer erteilt wurden: Er hat sich für eine Korrektur
bis zu einer Stunde Zeit genommen!
Arbeitsgemeinschaft:
Frau Merck, Sie haben als Malerin seit den zwanziger Jahren
immer wieder dem Portrait den Vorrang gegeben. Was nimmt
Sie so für das Portrait ein?
Merck:
Die unendlich vielen Ausdrucksarten der Menschen; ihre physiognomischen Äußerungen;
Miene, Gebärde, Geste; Kopf; Antlitz, Gesicht; - diese
Stichworte umreißen nur unvollkommen die Aufgabe des
Portraitisten.
Immer versuche ich, dieser Aufgabe mit wenig Mitteln gerecht
zu werden. Dabei kommen mir gewiß als Malerin die in
der Bildhauerei erworbenen Fähigkeiten zugute; denn
ein gemaltes Portrait soll "plastisch" sein! >> weiter
|
|